EBGA fordert mehr gemeinsame EU-Regeln für Online Glücksspiel
24 Juli 2019 | Christin AchenMaarten Haijer, Generalsekretär bei der European Betting and Gaming Commission (EBGA – Europäischer Glücksspielverband), muss langsam aber sicher das Gefühl haben, gegen die Wand zu reden, was seine langjährigen Bemühungen betrifft, die Europäische Union zu einer längst überfälligen Regulierung ihrer Sportwetten- und Glücksspielmärkte zu bewegen. Weitergegangen ist da bis jetzt recht wenig.
Das aktuellste Beispiel für die wiederholten Forderungen der EBGA ist ein offener Brief an die EU-Kommission, in dem Haijer die „grenzüberschreitende Welt des Online Glücksspiels“ vor ein paar Tagen als „durch einen Flickenteppich von nationalen Glücksspielregelungen gelähmt” charakterisiert hat.
Kundendaten müssen geschützt werden
Vom Missbrauch von Kundendaten musste man die vergangenen Jahre recht viel hören und lesen, und eine sinkende Tendenz steht dabei wohl eher nicht in Aussicht. Der vermeintliche Unwille bei Facebook, endlich Abstand vom Bereitstellen ihrer Kundendaten für Drittanbieter zu nehmen, gilt dabei schon länger nicht mehr als prominentes Ausnahmebeispiel, sondern wird eher als eine Geschichte unter vielen hingenommen. Es stellt sich dabei auch die Frage, wie viele Vorfälle es einfach nur deswegen nicht in die Nachrichten geschafft haben, weil man (noch) nichts darüber weiß.
Einige Betreiber aus der Online Glücksspiel und Sportwetten Industrie sind in der Vergangenheit ebenfalls nicht gerade mit gutem Beispiel vorangegangen, wenn es um darum ging, das Vertrauen ihrer Kunden zu stärken. Schon beinahe im monatlichen Takt scheinen seit einiger Zeit viele neue Verstöße gegen den Spielerschutz an die Öffentlichkeit zu gelangen; sowohl von vorsätzlicher Art als auch als Resultat von Fahrlässigkeit und dem Mangel an angemessenen Vorschriften.
12 Millionen Spieler unterversorgt
Pünktlich zur EU-Wahl 2019 hat der Europäische Glückspielverband ein Manifest mit dem Titel “A EU Framework for Online Gambling 2.0” veröffentlicht. In diesem Aufforderungskatalog werden unter anderem „einheitliche Regeln und eine bessere regulatorische Kooperation, um einen übereinstimmenden und höheren Standard beim Spielschutz zu erreichen, inklusive des Zugangs zu einem nationalen Sperrregister und dem Schutz vor Drohungen von außerhalb der EU“ verlangt.
In einem Gastartikel auf dem EU-Nachrichtenportal Politico.eu spricht Maarten Haijer von 12 Millionen „unterversorgten“ Online Glücksspiel Kunden im EU-Raum, die durch einen besseren und allgemeingültigen Spielerschutz vor Bedrohungen wie etwa Manipulation und Betrug bewahrt werden könnten. Dazu sei angemerkt, dass sich Haijer mit dieser Zahl ironischerweise auf alle EU-Bürger bezieht, die gerne online spielen und wetten.
„Das Internet hat keine Landesgrenzen, so dass die Europäer problemlos auf Webseiten mit Glücksspielen spielen können, die nicht in ihrem Heimatland ansässig sind“, erklärt Haijer. „Die Qualität der nationalen Glücksspielregelungen in der EU ist jedoch sehr unterschiedlich und es besteht keine Übereinstimmung zwischen ihnen.“ Diese Inkonsistenzen untermauert Haijer mit entsprechenden Untersuchungen der University of London. Diese würden zeigen, dass derzeit einzig und allein Dänemark die Richtlinien und Schutzmaßnahmen der Europäischen Kommission zum Schutz von Online-Verbrauchern umgesetzt hat, die 2014 von der EU in Auftrag gegeben worden sind.
Lücken beim Spieler- und Jugendschutz
Die EGBA weisen in ihrem Manifest auch auf die erheblichen Lücken bei der Absicherung von Kunden gegen problematisches Glücksspiel und auf „schwerwiegende Mängel bei den Bemühungen Europas Bürger online zu schützen“ hin, die leicht vermieden werden könnten. Tatsächlich gibt es bis jetzt in nur 14 der 28 EU-Mitgliedstaaten nationale Register, bei denen sich an Spielsucht leidende Menschen in bestimmten Online Casinos oder auf Sportwetten Websites sperren lassen können.
Auch der Jugendschutz käme derzeit zu kurz. Obwohl das Glücksspiel in sämtlichen EU-Ländern für Minderjährige verboten sei, wird die ausdrückliche Glücksspiel-Werbung, die sich an eine junge Zielgruppe richtet, laut EGBA-Angaben nur in 13 von 28 Staaten untersagt. Dazu käme noch die von Land zu Land unterschiedliche Handhabe beim Thema Altersnachweis.
Es braucht einen neuen Ansatz
Haijer nennt der EU-Kommission den Wirtschaftsbereich für Online Sportwetten als Beispiel für die massiven Änderungen, die der Glücksspielmarkt seit ein paar Jahren erfahre. Diese Anbieter hätten ihre traditionellen Geschäftszweige in real erfassbaren Straßen und Städten schon lange aufgegeben und ihre „Lokale“ längst in den digitalen Markt verlagert. Laut EGBA-Angaben werden mittlerweile schon 20 % der europäischen Glücksspiel-Umsätze im Internet erzielt. Das Business habe sich also sehr wohl weiterentwickelt, nicht aber die behördliche Herangehensweise an Themen wie Gesetzesverordnungen, grenzüberschreitender Handel, Schutzmaßnahmen etc.
Haijer schließt seinen Brief mit der Ansage, dass es “für Brüssel an der Zeit sei, die Europäischen Länder zusammenzubringen.” Es wird sich zeigen, ob gerade die EU-Kommission auf einem Gebiet erfolgreich sein kann, das von der EU bis jetzt so derartig vernachlässigt worden ist.