Kurzzeit-Finanzvorstand Sidlo klagt die Casinos Austria
20 Januar 2020 | Christin AchenEs wird und wird einfach nicht ruhiger rund um die Casinos Austria AG (Casag). Im vergangenen Herbst begann die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen den Glücksspielkonzern auf Basis einer anonymen Anzeige. Dabei ging es unter anderem um den Verdacht, die Casag-Aktionärin Novomatic habe mit der Besetzung von Peter Sidlo als Finanzvorstand ein Entgegenkommen bei Lizenzvergaben der ÖVP-FPÖ-Regierung erwirken wollen. Zu den Beschuldigten zählen neben Sidlo etwa auch Strache, Gudenus und Novomatic-Chef Harald Neumann.
Nun lässt Peter Sidlo (der seinen Posten als Finanzvorstand bei der Casag ingesamt nur für 4 Monate innehatte) erneut aufhorchen, weil er nach seiner schnellen Abberufung nun Ansprüche auf die Auszahlung seines Vertrages erhebt. Ingesamt klagt er seinen ehemaligen Arbeitgeber beim Handelsgericht in Wien auf eine Summe von 2,3 Millionen Euro. Die Summe ergibt sich, weil Sidlo in seinem ersten Jahr 350.000 Euro brutto verdienen sollte, ab heuer dann 400.000 Euro. Sein Vertrag hätte bis April 2022 gegolten und danach bis April 2024 verlängert werden können. Zudem sah dieser Vertrag einen Bonus von bis zu 100 Prozent des Jahresgehalts vor.
Sidlo stellt seinem ehemaligen Arbeitgeber zudem noch Sachbezüge in Höhe von 1.105,11 Euro im Monat in Rechnung: 960 Euro für die Privatnutzung eines Dienstautos, 14,53 Euro fürs Parken und 130,58 Euro für die Unfallversicherung. Seinen Anspruch auf Urlaubsersatzleistung beziffert er mit rund 212.000 Euro, jenen für die Abfertigung neu mit rund 34.000 Euro. Weil die Casag 10 Prozent vom Bruttoeinkommen in die Pensionskasse einzahlt, kommen laut Klage außerdem noch einmal 93.333,33 Euro dazu.
Die Casag
Die Casinos Austria haben in Österreich das Glücksspielmonopol und gelten als eines der wichtigsten Unternehmen im ganzen Land. Mit ihrem Online Casino „Win2Day“ besitzen sie gleichzeitig die einzige Online Glücksspiellizenz, die vom hiesigen Finanzministerium vergeben wird, und sind damit quasi der alleinige offizielle Anbieter von Online Casinospielen in ganz Österreich.
Die Anteile an der Casag werden u. a. von der österreichischen Novomatic Group (17 %), der tschechischen Sazka Group (38 %) und dem österreichischen Staat (33 %) kontrolliert.
Ein regelrechter Sumpf an Korruption
Peter Sidlo ist ein österreichischer Manager und Bezirksrat der FPÖ Wien-Alsergrund, der im Mai 2019 in den Vorstand der Casinos Austria gehievt wurde, ohne anscheinend wirklich geeignet für diese Position gewesen zu sein. Weil für diese Bestellung eine Mehrheit im Aufsichtsrat der Casinos Austria benötigt wurde, stehen Novomatic-Chef Harald Neumann sowie auch der Unternehmensgründer Johann Graf im Verdacht, der Besetzung von Sidlo nur unter der Voraussetzung zugestimmt zu haben, dass sich die FPÖ wiederum um die Vergabe einer Online Casino Glücksspiellizenz, einer Lizenz für ein Casino in Wien sowie auch um die Wiederaktivierung des „kleinen Glücksspielgesetzes“ bemühen würde.
Es bleib abzuwarten, ob der Streit am Handelsgericht zwischen Casinos Austria und Peter Sidlo noch vor Ende der Untersuchungen der Staatsanwaltschaft beigelegt ist. Alle Österreichischen Online Casino Liebhaber haben inzwischen aber natürlich nach wie vor Zugriff auf ihre Lieblingsspiele bei Casinos Austria und müssen – was Spielen und Gewinnen angeht – gottseidank nicht damit rechnen, von den aktuellen Ereignissen beeinträchtigt zu werden.