Schwedens Vorgehensweise gegen illegales Glücksspiel in der Kritik
13 November 2019 | Christin AchenSchweden kann auf ein schwieriges Jahr zurückschauen, das im Jänner mit den neuen Verordnungen der Glückspielaufsicht “Spelinspektionen“ seinen Anfang genommen hat. Mehrere Online Casinobetreiber haben dieses Vorgehen stark kritisiert und behaupten, die neuen Regelungen wären größtenteils unklar. Darüber hinaus hätten viele Betreiber eine ganze Reihe an Warnungen und Strafen für Gesetzesverstöße kassiert, deren sie sich nicht einmal bewusst gewesen wären. Zum Drüberstreuen darf sich die schwedische Regierung außerdem auch noch die Beschwerden vom lokalen Handelsverband für Glücksspiel „Branschföreningen för Onlinespel“ (BOS) anhören, der mit dem neuen Glücksspielgesetz ebenfalls nicht besonders viel anfangen kann.
Laut den aktuellen von der Glücksspielbehörde Spelinspektionen veröffentlichten Zahlen sind 85 bis 87 Prozent der schwedischen Spieler im Bereich des regulierten Glücksspiels anzusiedeln. Im Umkehrschluss greifen also 13 bis 15 Prozent dieser Kunden auf die Angebote von illegalen Anbietern bzw. Glücksspielbetreibern im sogenannten grauen Markt zurück. Beim BOS ist man besorgt, weil die Zahlen nach wie vor unter den 90 Prozent liegen, die in den Plänen der schwedischen Regierung zu diesem Thema schriftlich fixiert wurden. Diese Zahlen seien sogar noch schlechter als Schätzungen, die vor der Einführung der Regeln von der Glücksspielbehörde gemacht worden sind. Und dabei würde noch nicht einmal beachtet, dass sich die aktuellen Schätzungen aus allen Formen von Glücksspiel in Schweden ergeben und die reinen Zahlen für iGaming (Online Casinos und Online Sportwetten) noch deutlich alarmierender seien.
Fokus sollte auf dem Schwarzmarkt liegen
Der BOS behauptet, dass Spelinspektionen bei ihren Versuchen, das illegale Glücksspiel einzudämmen, vollkommen falsch vorgehen würden. Anstatt sich nämlich vor allem auf die in Schweden illegalen Online Unternehmen zu konzentrieren, würde die Glücksspielaufsicht ausgerechnet den legal lizenzierten Glücksspielbetreibern immer neue und härtere Beschränkungen auferlegen. Es stellt sich dabei die berechtigte Frage, ob die übertrieben strenge Einschränkungen nicht zu einer Art Überregulierung und damit zu einem gegenteiligen Effekt in solchen Bereichen wie Spielerschutz führen können.
Gustaf Hoffstedt, Generalsekretär beim BOS, beschwert sich, dass niemand den zum Teil astronomischen Geldstrafen in Schweden Beachtung schenken würde, die sich mittlerweile in einer Gesamthöhe von ein bis zwei Millionen Euro bewegen. Denn es sollte nicht das Ziel sein, den Markt dermaßen unattraktiv zu gestalten, dass ein Teil der Spieler in den nicht regulierten Bereich abwandert. Anbieter ohne Glücksspiellizenz müssen sich bei ihren Angeboten nämlich nicht an die Vorschriften der Glücksspielaufsicht halten, und die Kunden spielen dort dementsprechend ohne Regulierung und damit ohne jeglichen Schutz durch eine staatliche Behörde.
Weitere Vorschriften in Planung
Spelinspektionen bereiten als Reaktion auf diesen Missstand die Einführung von noch strengeren Regelungen vor – dazu gehört auch ein generelles Werbeverbot für Glücksspielprodukte. Beim BOS befürchtet man nun, dass dadurch nur ein Vakuum erzeugt wird, weil man es den lizenzierten Betreibern damit nur noch schwieriger macht, Gewinne zu erzielen und so gegen ihre Konkurrenten auf dem Schwarzmarkt zu bestehen.
Ein Marktforschungsinstitut geht davon aus, dass 46 bis 56 Millionen Euro an Glücksspielanbieter fließen, die nicht in Schweden reguliert sind. Die illegalen Anbieter, die sich nicht um eine Lizenz in Schweden bemüht haben, müssen keine Vorschriften einhalten und darüber hinaus auch nicht mit irgendwelchen Geldstrafen rechnen. Alles in allem also schon ein recht paradoxes System.