Sazka Gruppe will ihren Anteil an Casinos Austria um 17% erhöhen

17 Dezember 2019 | Christin Achen

Sazka Group wollen ihren Anteil an Casinos Austria aufstockenDie Novomatic-Gruppe hat genug. Aufgrund der massiven Korruptionsvorwürfe in den vergangenen Wochen rund um Finanzvorstand Peter Sidlo sowie auch wegen eines eskalierenden Dauerstreits mit Co-Aktionär Sazka will Europas größter Glücksspielkonzern sein Engagement bei der Casinos Austria ein für alle Mal beenden. Ihr Casinos-Aktienpaket im Wert von 17,19 % soll jetzt ausgerechnet an die tschechische Sazka-Gruppe verkauft werden, wie beide Unternehmen am vergangenen Dienstag bekanntgaben.

Novomatic begründen ihren Ausstieg damit, dass "die bisherige Eigentümerstruktur zu keiner zufriedenstellenden Entwicklung der Casinos Austria geführt hat", wie Konzernchef Harald Neumann erklärte. Das Unternehmen wird sich aber auch weiterhin ihre 11 % an der Casinos-Tochter Lotterien behalten.

Die Sazka-Gruppe  ist die größte Lotteriegesellschaft Tschechiens mit einem Marktanteil von 93 % und dieses Unternehmen hat sich vergangenes Jahr unter anderem auch in den kroatischen Sportwettenmarkt eingekauft. Durch den angepeilten Kauf käme Sazka auf ingesamt 55 % der Anteile an der Casinos Austria AG (CASAG).

Die Republik Österreich ist selber mit 33,24 % an der CASAG beteiligt, die von der Staatsholding „Beteiligungs AG“ (ÖBAG) verwaltet werden, und könnte sich nach dem geltenden Vorkaufsrecht auch selber um einen Teil der zum Verkauf stehenden Novomatic-Anteile bewerben.

Es brodelt schon eine ganze Zeit lang

2016 hatten Novomatic und Sazka – die damals mit insgesamt 55 % die Mehrheit an der CASAG innehatten – einen Stimmbindungsvertrag geschlossen, in dem vereinbart wurde, bei wichtigen Entscheidungen gemeinsam vorzugehen.

Bei einer Hauptversammlung im Jahre 2018 reklamierte die Sazka dann plötzlich alle 12 Kapitalvertreter für sich, ohne Rücksicht auf die heimische ÖBAG zu nehmen. Novomatic, der Gaming-Konzern des Industriellen Johann F. Graf, stimmte dann allerdings nicht mit den Tschechen, sondern mit der Republik.

Die Sazka bekam so letztendlich nur 5 Aufsichtsräte und damit eben nicht die Kontrolle, um die Casag für einen möglichen Börsengang der Sazka konsolidieren zu können. Sazka-Chef Robert Chvatal stellte damals eine Klage gegen Novomatic in den Raum.

Diese erfolgte im Juli 2019 bei der ICC (Internationale Handelskammer) mit der Begründung, die Novomatic habe sich nicht an das Shareholder-Agreement gehalten. Gefordert wird ein Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe und die Mehrheit im Aufsichtsrat.

Die steigende Unlust der Gumpoldskirchner an ihrer Casag-Beteiligung brachte wahrscheinlich Johann Graf am besten auf den Punkt, als er – bei der Durchsuchung seiner Wohnung auf dem Betriebsgelände im Zuge der Ermittlungen zur Causa Sidlo – zu den Beamten meinte, er mache nur                   5 Prozent seines Umsatzes in Österreich, zahle 100 Prozent seiner Steuern und habe dafür "80 Prozent Scheiße hier".

Soll der Staat diesen Ausverkauf verhindern?

Es wird nun spekuliert, ob die ÖBAG ihre Anteile aufstocken soll oder nicht. Möglich wäre das theoretisch, weil alle Casinos-Aktionäre über ebenso umfangreiche wie komplexe Aufgriffsrechte verfügen. Die Novomatic muss ihre Casag-Beteiligung dementsprechend auch allen anderen Aktionären anbieten, die dann im Verhältnis ihrer Anteile zuschlagen könnten.

Wenn alle Berechtigten ihre Anteile erhöhen wollen, bekäme die ÖBAG ein Drittel des Novomatic-Anteils an der Casinos Austria. Das ist zwar nicht sonderlich viel, würde aber – je nach Verhalten von kleineren Aktionären wie der Grazer Wechselseitigen – ausreichen, um die Sazka am Überschreiten der 50-Prozent-Grenze zu hindern.

Kritiker und Influencer aus dem rechten Lager beurteilen den Novomatic-Ausstieg vor allem als Folge des von SPÖ und Neos geforderten Untersuchungsausschusses zur Causa Casinos mit dem Titel „Käuflichkeit der Türkis-blauen Regierung (Ibiza-Untersuchungsausschuss)". Darüber hinaus beanstanden diese Vertreter des dritten Lagers die offensichtliche Handlungsunfähigkeit der aktuellen Übergangsregierung und schieben die Schuld am baldigen Ausverkauf unserer Republik nach Tschechien quasi allen Linken in die Schuhe. Zum Drüberstreuen drohe außerdem die vollständige Abwanderung des Novomatic-Konzerns ins Ausland.

Es wird dabei allerdings außer Acht gelassen, dass der Verkauf der Novomatic-Anteile angesichts der komplexen Aktionärsverträge bei der Casinos Austria alles andere als schnell über die Bühne gehen wird. Jetzt beginnt einmal eine einmonatige Frist, in der die Anteilseigner über das Aufgriffsrecht beraten können. Nach einer ersten Abstimmung sollen weitere drei Monate für die Ausübung von Vorkaufsrechten eingeplant sein. Laut einem CASAG-Kenner ist es recht unwahrscheinlich, dass in dieser Sache vor dem nächsten Sommer noch sonderlich viel weitergeht.

Bei der Wettbewerbsbehörde (BWB) werde man sich den Verkauf der Novomatic-Anteile genau anschauen, sagte BWB-Chef Theodor Thanner am Dienstagabend in der "ZiB2". Dass die Sazka-Gruppe aus Tschechien kommt, spiele dabei genauso wenig eine Rolle wie die Beteiligung der Republik an dem Unternehmen. Tschechien sei ein EU-Land, und eine tschechische Mehrheit wäre daher eine simple "Folge von Angebot und Nachfrage".

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